Heute moderiere ich eine Gesellschafterversammlung eines Familienunternehmens in Berlin.
Es werden, so wie es aussieht, weitreichende Beschlüsse in Bezug auf die Unternehmensnachfolge gefasst. Ich kenne alle Gesellschafter:innen aus dem Mediationsprozess. Heute sind keinerlei schwierige Diskussionen zu erwarten. Die gemeinsam erarbeiteten Schriftstücke wurden von Anwälten geprüft, umformuliert und abgesegnet. Was es heute braucht, ist anhaltender Kooperationswille, Genauigkeit und Freundlichkeit.
Der heutigen Versammlung ging ein(e) Beratung / Coaching und eine mehrstufige Mediation im Familienunternehmen voraus.
Eine junge Frau, die jüngste im Kreis der Gesellschafter:innen, hat mich als Berater für die Unternehmerfamilie an Bord geholt. Um gleich bei dieser Metapher zu bleiben: Das Schiff war so stark im Sturm, dass ich nicht wußte, ob ich mich auf den Planken werde halten können. Die Mannschaft war im Streit, der Kapitän mir gegenüber skeptisch. Ich wußte gleich, hier braucht es eine sorgfältige Auftrags- und Rollenklärung. Und viel Klarheit und Geduld.
Ein eskalierter Streit im Kreis von Gesellschafter:innen kann nicht auf der Sachebene alleine gelöst werden. Die Beziehungen müssen verbessert werden. Das kann nur im direkten, persönlichen Kontakt gelingen. Man muss sich in einer Inhaberfamilie nicht lieben, jedoch respektieren. Wenn die Beziehungen bereits gestört sind, geht das oft nur mehr in einem strukturierten Mediationsprozess.
Mediation kann im Familienunternehmen zu nachhaltigen Lösungen führen. Dazu muss es gelingen nicht nur Zahlen, sondern auch emotionale Verrechnungskonten zum Thema zu machen.
(Positive und negative) emotionale Verrechnungskonten bauen sich in Unternehmerfamilien oft im Hintergrund über Generationen auf. Gelingt ein gemeinsamer Blick auf diese Konten, wird Verhalten, das zuvor als irrational oder feindselig erlebt wurde, plötzlich nachvollziehbar und verständlich.
Welche Erfahrungen machen Sie mit emotionalen Verrechnungskonten in Ihrer Familie und in Ihrem Business-Bereich?