Es war ein besonderer Moment, beim diesjährigen Weltkongress für Psychotherapie (WCP 2025) an der Sigmund Freud Privatuniversität (SFU) in Wien selbst einen Vortrag halten zu dürfen. Noch bereichernder waren jedoch die Begegnungen, der interdisziplinäre Austausch – und die Impulse, die durch zentrale Beiträge der humanistischen Psychotherapie gesetzt wurden.

Jürgen Kritz als Keynote Speaker auf der SFU
Jürgen Kriz: Common Essentials of Humanistic Psychotherapies
Besonders beeindruckend war der Vortrag von Jürgen Kriz mit dem Titel „Common Essentials of Humanistic Psychotherapies – Back to the Roots and Forward to an Interdisciplinary Future“. Auch wenn das Abstract auf der Kongress-Website mittlerweile nicht mehr verfügbar ist, sind die Kernaussagen und Gedanken lebendig in Erinnerung geblieben.
Kriz erinnerte daran, wie wichtig es ist, die gemeinsamen Grundlagen humanistischer Verfahren ernst zu nehmen – jenseits methodischer Trennlinien. Er verwies auf die Bedeutung des Menschenbildes, der dialogischen Haltung und der Subjektorientierung. Gleichzeitig machte er deutlich, dass diese Wurzeln keine Rückzugsorte sind, sondern Ausgangspunkte für eine zukunftsgerichtete Weiterentwicklung: Interdisziplinär, integrativ, wissenschaftlich fundiert.
Kriz’ Vortrag verband Theorie mit Haltung, Wissenschaft mit Ethik. Seine Gedanken wirken nach – auch, weil sie eine Ermutigung zur Orientierung in einer zunehmend komplexen psychotherapeutischen Landschaft bieten. Die Personzentrierte Systemtheorie stellte Kriz als theoretisches Fundament dar, für ein tieferes Verständnis komplexer Wechselwirkungen zwischen der Person und ihren Kontexten.

Michael Wieser im Vortragssaal der SFU Wien
Michael Wieser: Psychodrama als forschungsaktive humanistische Methode
Einen weiteren Höhepunkt bildete für mich der Beitrag von Michael Wieser, der seine beeindruckenden Forschungsleistungen im Bereich Psychodrama präsentierte. Wieser zeigte, wie Psychodrama nicht nur ein wirksames Verfahren in der Praxis ist, sondern sich auch exzellent empirisch beforschen lässt – und zwar auf internationalem Niveau.
Besonders eindrucksvoll war sein Einsatz für eine wissenschaftlich anerkannte Humanistische Psychotherapie, die sich weder versteckt noch abgrenzt, sondern ihren Platz im pluralen Feld selbstbewusst einnimmt. Wiesers Beitrag war sowohl methodisch fundiert als auch leidenschaftlich – ein Plädoyer für Humanismus, der forscht, wirkt und verbindet.

Mein eigener Beitrag: Personzentrierte Systemtheorie in der Beratung von Unternehmerfamilien
Ich selbst durfte im Rahmen des Kongresses einen Vortrag halten: „Anwendung der Personzentrierten Systemtheorie in der Beratung von Unternehmerfamilien – Dynamiken verstehen, Lösungen gestalten“. Es war mir eine Ehre, die theoretischen Grundlagen von Jürgen Kriz’ Systemtheorie in die Praxis meiner Coaching- und Beratungstätigkeit zu übertragen – und aufzuzeigen, wie dieser Zugang hilft, komplexe Beziehungsmuster in Unternehmerfamilien zu verstehen und produktiv zu begleiten.
Das Feedback war bereichernd. Besonders wertvoll waren für mich die Gespräche im Anschluss: mit Kolleg:innen aus der ganzen Welt, mit jungen Wissenschaftler:innen und mit erfahrenen Praktiker:innen, die ähnliche Fragen bewegen wie mich.
Persönliche Begegnungen und neue Verbindungen
Neben dem inhaltlichen Austausch war der Kongress auch ein Ort der persönlichen Begegnung. Ich hatte die Gelegenheit, Jürgen Kriz und Michael Wieser nicht nur als Vortragende, sondern auch als Menschen zu erleben – in Gesprächen, zwischen den Vorträgen, in gemeinsamen Reflexionen.
Die Fotos, die ich von beiden machen konnte, dokumentieren nicht nur ihre Präsenz als Vortragende, sondern auch ihre Haltung als Menschen. Offen, zugewandt, im besten Sinne humanistisch.
Fazit: Rückenwind für die Humanistische Psychotherapie
Der Weltkongress 2025 hat mir einmal mehr gezeigt, wie viel Kraft, Tiefe und Innovationspotenzial in der Humanistischen Psychotherapie steckt – wenn sie sich ihrer Wurzeln bewusst bleibt und gleichzeitig den Mut zur Zukunft aufbringt.
Ich bin dankbar, ein Teil dieses Austauschs gewesen zu sein – und freue mich darauf, die Impulse aus Wien in meine Arbeit als Psychotherapeut, Führungskräfte Coach und Berater für Familienunternehmen mitzunehmen und weiterzuentwickeln.


